Migrationsbedingte Mehrsprachigkeit im (kombinierten) sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Emotionale-Soziale Entwicklung in der Metropolregion Rhein-Ruhr (MiMESE)
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt dient der Verknüpfung der Bereiche Deutsch als Zweitsprache im Bereich Migrationsbedingter Mehrsprachigkeit und der sonderpädagogischen Unterrichts- und Professionalisierungsforschung im Förderschwerpunkt Emotionale-Soziale Entwicklung (MiMESE).
Mit Blick auf das disziplinübergreifend relevante Forschungsdesiderat zum Umgang mit migrationsbedingt mehrsprachigen Lernenden im sonderpädagogischen Förderschwerpunkt ESE (u. a. Mand 2003, Schreier & Jessen 2023, Steinig 2016, Ulrich et al. 2023 oder Zwirnmann et al. 2022) zielt das Vorhaben auf die empirische Betrachtung, Erfassung und Beleuchtung von schulisch-unterrichtlichen Handlungspraktiken einerseits (u. a. Bohnsack et al. 2023) und den kontextbezogenen Bedingungen (u. a. Huxel 2018; Niehaus einger.) im genannten Förderschwerpunkt andererseits ab.
Hierbei stehen insbesondere Mechanismen der sonderpädagogischen Status- und Prozessdiagnostik im Zentrum des Interesses (u. a. Jeuk 2019, Wildemann et al. 2023), stellen diese doch für viele lebensweltlich mehrsprachige Schüler:innen weiterhin ein Moment institutioneller Diskriminierung dar (u. a. Kracht 2003, Rackles 2021 oder Schumann 2020).
Das kumulative Habilitationsprojekt kommt somit sowohl aktuellen Forderungen der Fachdisziplin Deutsch als Zweitsprache (im Bereich Mehrsprachigkeit) als auch der sonderpädagogischen Grundlagenforschung (im Bereich der Unterrichts- und Lehrkräfteprofessionalisierung) nach und lässt sich mit dem Ziel der Generierung einer Handlungstheorie mittlerer Reichweite (Glaser & Strauss 2005) primär in der praxeologischen Theoriebildung der Sonderpädagogik verorten (Link 2023).
Das aus den (Teil-)Fragestellungen hervorgehende ethnografische angelegte Studiendesign orientiert sich an der Grounded Theory Methodology (GTM) (Glaser & Strauss 2005), nutzt dieses als forschungsbezogenes Leitprinzip und umschließt hierbei auch methodologische Weiterentwicklungen ein (reflexive GTM nach Breuer, Muckel & Dieris 2019 oder die institutional ethnography nach Smith 2006). Methodisch besteht das Studiendesign im Sinne eines Mixed-Methods-Ansatz (Kuckartz 2016) aus mehreren Teilstudien, wobei beabsichtigt wird, die einzelnen Datensätze mittels methodeninterner als auch -externer Triangulation mit Blick auf das übergeordnete Ziel in Zusammenhang zu setzen (Flick 2008).
Ausgewählte Veröffentlichungen
- **Niehaus, K. & Cantone, K. F. (2024): „Man sollte bei Sprachbildung doch mehr zusammenarbeiten…” – Zum beruflichen Selbstverständnis im Kontext inklusiver Schulentwicklungsprozesse. In: J. Bertram, K. F. Cantone, K. Niehaus, P. Scherer & G. Wolfswinkler (Hrsg.), Lehrkräfte-professionalisierung für die Vielfalt in der Metropolregion Rhein-Ruhr. (S. 93-110). Münster: Waxmann.
- **Niehaus, K. (2023): „Sprachförderbedarf mehrsprachiger Schüler ist nicht überraschend, aber auch nicht selbstverständlich […]“ – Zur differierenden Wahrnehmung migrationsbedingter Mehrsprachigkeit bei angehenden Lehrkräften im Rahmen inklusiver Sprachbildungsprozesse. k:ON – Kölner Online Journal für Lehrer*innenbildung, Nr. SA, 2/2023, S. 16-44. DOI: https://doi.org/10.18716/ojs/kON/2023.s.2
- **Di Venanzio, L. / Niehaus, K. (2023): „Bildungssprache ist immer noch wichtig, aber wenn man sich […] so nicht ausdrücken kann, gelten natürlich andere Standards für diese Kinder.“ – Zwischen Standardorientierung und Individualbezug: Antinomien in Kontexten mehrsprachiger und inklusiver Sprachbildung. Eine Erhebung von Einstellungen angehender und praktizierender Grundschullehrkräfte. QfI -Qualifizierung für Inklusion, 5(1), doi: 10.21248/QfI.89
- **Niehaus, K. (2022): Professionalisierung in der Sprachbildung innerhalb der Lehrkräfteausbildung. Möglichkeiten in der seminar- und schulpraktischen Arbeit im Kontext inklusiv-digitaler Fragestellungen. In: Schulz, L. / Krstoski, I. / Lüneberger, M. / Wichmann, D. (Hrsg.): Diklusive Lernwelten. Zeitgemäßes Lernen für alle Schüler:innen. Dornstadt: Visual Ink. S. 440-448.
Posterbeiträge im Querschnittsbereich Inklusive Sprachbildung
Forschungsschwerpunkte & Forschungsinteressen
- Inklusive Sprachbildung
- Besonderheiten im Spracherwerb zwei- und mehrsprachiger Kinder und Jugendlicher
- Migrationsbedingte Mehrsprachigkeit in den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten Lernen, Emotionale-soziale Entwicklung und Sprache
- Heterogenität, Diversität, Intersektionalität in der inklusiven Schulpraxis
- Rassismus- und diskriminierungskritische Zugänge zu Mehrsprachigkeit und sprachlichen Besonderheiten im Kontext schulischer Inklusion
- #Diklusive Sprachbildung im Rahmen des Zweitspracherwerbsprozesses und Mehrsprachigkeit
- Interdisziplinäre Lehrkräfteprofessionalisierung im Fach Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und zum Umgang mit sprachlicher Diversität in inklusiven Schulsettings
- Qualitative Kompetenzforschung
- Qualitative und rekonstruktive Methoden der empirischen Schul- und Unterrichtsforschung (Dokumentarische Methode, Qualitative Inhaltsanalyse, Grounded Theory)